Tipps für eine gelungene Kunstmappe, 2. Teil

Tipps für eine gelungene Kunstmappe, 2. Teil

Auf dem Weg zum Kunststudium spielt die Bewerbungsphase eine entscheidende Rolle. Um sich die Chance auf einen der begehrten Studienplätze zu sichern, muss der Bewerber nämlich eine Mappe einreichen. Diese Mappe nennt sich Bewerbungs- oder Kunstmappe.

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Tipps für eine gelungene Kunstmappe, 2. Teil

Im Unterschied zu anderen Studiengängen zählen bei einem Kunststudium nicht unbedingt die Noten. Vielmehr kommt es auf das künstlerische und kreative Talent an. Und genau dieses künstlerische Potenzial soll aus der Kunstmappe ersichtlich werden.

Nun ist dem Bewerber mit dem Tipp, dass er eine gute und überzeugende Mappe braucht, aber kaum geholfen. Denn was eine gute Kunstmappe ist, bleibt letztlich eine persönliche Einschätzung. Deshalb geben wir in einem zweiteiligen Beitrag konkrete Tipps für eine gelungene Kunstmappe.

Dabei ging es im 1. Teil um die Größe, die Form und den Umfang. Jetzt, im 2. Teil, kümmern wir uns um die Inhalte:

Die Inhalte der Kunstmappe

Wenn der Bewerber die Arbeiten für seine Kunstmappe zusammenstellt, sollte er sich vor Augen führen, wonach eine Kunsthochschule sucht: Sie will keinen fertigen Künstler.

Stattdessen sucht sie einen angehenden Künstler, der Talent hat und das Potenzial mitbringt, sich weiterzuentwickeln. Sie möchte jemanden finden, der künstlerisch begabt ist und der durch das Studium zum Künstler geformt wird.

Vor diesem Hintergrund bewertet die Kommission vor allem folgende vier Kriterien:

Künstlerisches und handwerkliches Talent

Kreative Ideen sind zwar schön und gut. Nur bringen sie nicht viel, wenn der angehende Künstler sie nicht umsetzen kann, weil ihm das nötige Handwerkszeug fehlt.

Wichtig ist deshalb, dass aus der Kunstmappe ersichtlich wird, dass der Bewerber sowohl künstlerisches Talent als auch handwerkliches Potenzial mitbringt.

Dazu sollte der Bewerber zum einen hochwertige, ausdrucksstarke Arbeiten in seine Mappe aufnehmen. Zum anderen sollte er realistische Skizzen und Zeichnungen hinzufügen. Letztere verdeutlichen, dass er Gesehenes in Linien und Flächen übertragen und Lebendiges auf dem Malgrund festhalten kann.

Formbarkeit und Experimentierfreude

Die Kommission entscheidet sich für Bewerber, bei denen sie das Gefühl hat, dass diese lernwillig sind und sich noch formen lassen. Vermittelt der Bewerber eine sehr klare Linie, läuft er Gefahr, dass ihn die Kommission als einen Künstler sieht, der seinen Stil bereits gefunden hat und darauf festgelegt ist.

Der Bewerber sollte deshalb Arbeiten auswählen, die verschiedene künstlerische Ansätze und unterschiedliche Gestaltungsmittel aufgreifen. Auf diese Weise kann er zum Ausdruck bringen, dass bei ihm Formbarkeit, Experimentierfreude und Offenheit für Neues vorhanden sind.

Übrigens muss der Bewerber nicht befürchten, übers Ziel hinauszuschießen. Ganz im Gegenteil: Je ausgefallener die Ansätze sind, desto stärker bleiben sie haften. Und kreative Malexperimente werden belohnt.

Individualität und Originalität

Ein Künstler braucht eine individuelle Note. Seine Arbeiten müssen eine Handschrift haben, die sie unverkennbar und einzigartig machen. Andererseits will die Kunsthochschule den Bewerber durch und während des Studiums gerade auf diesem Weg zur eigenen Handschrift begleiten. Deshalb erfordert der Nachweis von Individualität etwas Fingerspitzengefühl.

Ein bewährter Tipp an dieser Stelle ist, dass der Bewerber Arbeiten zu biografischen Themen in seine Kunstmappe aufnimmt. Hat er beispielsweise einen Hund, kann er Studien von Hunden zeichnen, als Hobby-Gärtner kann er Pflanzen malen.

Durch solche individuellen Themen schafft der Bewerber den Spagat, seine persönliche Einzigartigkeit zu zeigen, ohne sich zu sehr auf einen Stil festzulegen.

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Disziplin und Ausdauer

Es gibt zwar das Klischee vom Künstler, der alles recht locker sieht und als kreativer Freigeist lieber Partys feiert als sich an feste Arbeitszeiten zu halten.

Außerdem wird Künstlern mitunter nachgesagt, dass sie launisch und sprunghaft sind. Doch gerade wer im Kreativbereich und natürlich auch im Studium erfolgreich sein will, braucht Disziplin und Ausdauer.

Die Kunstmappe als solches kann zwar viele Arbeitsstunden kosten. Und erfahrene Kunstprofessoren erkennen den Aufwand, der in der Mappe steckt.

Trotzdem kann es nicht schaden, wenn er Bewerber aufzeigt, dass er sich intensiv, ausdauernd und diszipliniert mit einem Thema befassen kann. Dafür kann sich der Bewerber ein Motiv aussuchen, das er in mehreren Arbeiten auf unterschiedliche Art umsetzt.

Ein guter Tipp zum Schluss

Nachdem sich die Kommission die Kunstmappe eines Bewerbers angeschaut hat, gibt es mehrere Wege, wie sie zu ihrer Entscheidung kommt.

In aller Regel ist es so, dass der Kommissionsleiter äußert, ob ihn die Mappe überzeugt hat und der Bewerber für einen Studienplatz vorgesehen werden soll oder eben ob nicht.

Und in der großen Mehrheit aller Fälle schließen sich die anderen Kommissionsmitglieder dieser Einschätzung an. Denn durch ihre Erfahrung können sie das Potenzial des Bewerbers gut beurteilen und schnell feststellen, welchen Eindruck die Mappe macht.

Es kommt aber genauso vor, dass es einen Einspruch gibt. Manchmal ist nur ein Kommissionsmitglied anderer Meinung, manchmal sind es mehrere. Dann diskutiert die Kommission noch einmal kurz über die Kunstmappe und entscheidet anschließend meist durch Abstimmung per Handzeichen.

Doch es gibt auch noch einen anderen Weg:

Ein Kunstprofessor spricht sich für einen Bewerber aus, weil er diesen kennt oder in seiner Klasse haben möchte. Und wenn sich ein Professor für einen Bewerber einsetzt, respektieren die Kollegen diesen Wunsch in aller Regel auch.

Deshalb der Tipp:

Der Bewerber sollte seine Kunstmappe im Vorfeld einem Kommissionsmitglied zeigen und mit ihm besprechen. So ziemlich alle Professoren an Kunsthochschulen haben Sprechstunden.

Falls sie keine Termine vergeben, nehmen sie sich meist einen Moment Zeit, wenn es der Bewerber immer wieder versucht. Durch das Gespräch erfährt der Bewerber, wie seine Mappe ankommt und kann entsprechend reagieren.

Und mit ein bisschen Glück findet er sogar einen Mitstreiter, der sich für ihn einsetzt.

Einige Beispiele für Kunstmappen:

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal (Christian Gülcan & Ferya Gülcan). Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder im Großformat, malen aber auch mit Ölfarben, lieben Druck- & Schablonentechniken und zeichnen viel. Unser eigenes Studio bzw. Atelier befindet sich in Bremen.

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