Was ist Kubismus? Teil 1
Wer sich für Kunst interessiert, hat sicherlich schon einmal vom Kubismus gehört. Der berühmteste Vertreter dieser sehr spannenden Stilrichtung ist Pablo Picasso. Auch er ist natürlich kein Unbekannter. Grund genug, sich den Kubismus und seine Merkmale einmal näher anzuschauen.
Was ist der Kubismus?
Die Bezeichnung Kubismus steht für eine Stilrichtung der Kunst. Sie entstand zunächst in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Seinerzeit war der Fauvismus die vorherrschende Kunstrichtung. Er war aus dem Expressionismus hervorgegangen und setzte bereits kräftige Farben und abstrakte Formen ein. Der Kubismus zeigte sich noch einmal deutlich experimentierfreudiger. Aus diesem Grund wird der Kubismus heute als logische und konsequente Weiterentwicklung des Fauvismus gesehen.
Gleichzeitig werten viele Kunstexperten den Kubismus als den Beginn der Moderne. Denn der Kunststil beeinflusste nicht nur die nachfolgenden Kunstrichtungen stark, sondern prägte auch die Architektur und das Design.
Und bis heute ist der Kubismus ein großes Thema. Vor diesem Hintergrund ist es nicht weiter verwunderlich, dass es zum Kubismus mehr Fachliteratur gibt als zu jeder anderen Kunstrichtung.
Was charakterisiert den Kubismus?
Das besondere Merkmal des Kubismus ergibt sich aus der Perspektive des Künstlers. Über viele Jahrhunderte wurden Bilder so gemalt, wie der Betrachter die Szenerie vor sich sieht. Die Maler bemühten sich um die ideale Perspektive, die das Motiv möglichst realistisch einfing. Viele alte Kunstwerke ähneln deshalb von der Grundidee her Fotografien.
Der Kubismus war die erste Kunstrichtung, die mit dieser Regel brach. Die Künstler versuchten die Objekte so darzustellen, als wären sie in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt. Die verschiedenen Blickwinkel, aus denen ein Objekt betrachtet werden kann, bildeten sie flächig nebeneinander ab.
Ein kubistisches Bild zeigt dadurch unterschiedliche Perspektiven auf das gleiche Objekt. Das ist der Grund, warum viele Gemälde oft als sehr abstrakt wahrgenommen werden.
Hinzu kommt, dass die Farben in erster Linie Mittel zum Zweck waren. Sie mussten nicht unbedingt der Realität entsprechen, sondern sollten in erster Linie die beabsichtigte Bildwirkung betonen.
Woher kommt der Name der Kunstrichtung?
Das Wort Kubismus geht auf die lateinische Vokabel cubus für Würfel zurück.
Um nachvollziehen zu können, wie es zu dem Namen kam, ist es hilfreich zu wissen, wie die Künstler ihre Bildmotive in deren Einzelteile zerlegten. Sie teilten die Objekte nämlich in geometrische Grundformen auf.
Auf diese Weise wurde die Darstellung der Objekte gewissermaßen zu einer Ansammlung von verschiedenen Figuren. Darunter waren natürlich auch Würfel.
Die markanten geometrischen Formen und Figuren zählen zu den typischen und charakteristischen Merkmalen des Kubismus. Der Würfel wiederum gehört zu den Figuren, die im Zusammenhang mit geometrischen Körpern eine große Rolle spielen. Insofern lag es nahe, diese Form im Namen aufzugreifen und die Kunstrichtung als Kubismus zu bezeichnen.
Wie hat sich der Kubismus entwickelt?
Wie viele Kunstrichtungen war auch der Kubismus in seiner Entstehungszeit eine sehr neuartige Erscheinung. Er tauchte nicht urplötzlich auf der Bildfläche auf und wurde über Nacht erfolgreich. Stattdessen durchlief er eine Entwicklung, die sich in mehrere Phasen gliederte.
Phase I – Pablo Picasso
Der Kubismus ist eng mit Pablo Picasso verknüpft. Im Jahr 1907 stellte er nämlich sein Gemälde Les Demoiselles d‘Avignon fertig. Während der Künstler zuvor wesentlich gegenständlicher gemalt hatte, präsentierte er auf diesem Bild fünf Frauen, deren Körper in geometrische Formen zerlegt waren. Heute gilt dieses Jahr als die Geburtsstunde der Kunstrichtung.
Die neue Art zu malen, erschien wie ein plötzlicher Wandel. Tatsächlich war die Idee aber lange gereift. So hatte sich Picasso zunächst ausgiebig mit der europäischen Kunst befasst, die es bis zu diesem Zeitpunkt gegeben hatte.
Es wird vermutet, dass Picasso aktiv nach einer Möglichkeit für eine wirklich neue, revolutionär andere Darstellung der abendländischen Kunst suchte.
Einen wesentlichen Ausschlag sollen außerdem traditionelle Masken aus Afrika gegeben haben. Picasso soll von der ausgeprägten Geometrie der afrikanischen Masken fasziniert gewesen sein. Die beiden folgenden Schaffensjahre werden aus diesem Grund auch Picassos afrikanische Phase genannt.
Phase II – Picasso und Georges Braque
Pablo Picasso und George Braque, der später selbst ein wichtiger Vertreter des Kubismus werden sollte, begegneten sich schon 1907. Allerdings war Braque zunächst nicht besonders angetan. Die stilistischen Experimente Picassos fand er wenig überzeugend.
Andererseits war Braque seinerzeit ebenfalls auf der Suche nach einem ganz neuen, so noch nicht da gewesenen Stil. Als sich die beiden Künstler ein Jahr später erneut trafen, stellten sie fest, dass sie sich aktuell künstlerisch so entwickelten, dass es viele Gemeinsamkeiten gab. Dadurch entstand in der Folge eine enge künstlerische Zusammenarbeit.
Im Jahr 1908 kam dann auch der Kubismus als Begriff auf. Er geht auf den Kunstkritiker Louis Vauxcelles zurück. Vauxcelles hatte die Bezeichnung zwar zunächst spöttisch gemeint. Doch die Künstler übernahmen den Begriff später als Selbstbezeichnung.
Phase III – Puteaux-Gruppe
Ab 1908 entwickelten Picasso und Braque den Kubismus konsequent weiter. Auch andere Künstler wie beispielsweise André Derain beteiligten sich intensiv am Austausch über den neuen Kunststil.
Das Publikum reagierte damals eher verhalten auf die Arbeiten. Der abstrakte Stil war vielen Menschen einfach noch zu futuristisch und wirkte befremdlich auf sie.
Im Jahr 1910 schlossen sich einige Künstler aus Picassos Umfeld zusammen. Sie nannten sich die Puteaux-Gruppe und bezeichneten sich selbst erstmals als Kubisten. Innerhalb der Gruppe kam es allerdings recht schnell zu Spannungen. Denn einige Mitglieder wie Marcel Duchamp oder Robert Delaunay gingen zunehmend in die Richtung einer völligen Abstraktion. Picasso und Braque missfiel diese Entwicklung.
Phase IV – getrennte Wege
Während Picasso und Braque weiterhin eng zusammenarbeiteten, entwickelten die übrigen Künstler der Puteaux-Gruppe ihre eigenen, individuellen Stile. Dadurch erhielt der Kubismus immer mehr unterschiedliche Ausprägungen und Facetten. Vor allem die Arbeiten von Duchamp, Delaunay und Fernand Léger wurden zu bedeutsamen Meilensteinen dieser Phase.
Picasso wiederum konnte bei seinem Ateliernachbarn Juan Gris die Begeisterung für den Kubismus wecken. Doch Gris war recht bald darum bemüht, eine kunsttheoretische Grundlage für den Kubismus zu schaffen. Viel Verständnis von Picasso und Braque soll er dafür nicht erhalten haben.
Das Ende des Kubismus
Der Erste Weltkrieg läutete nach und nach das Ende des Kubismus ein. Einige der wichtigsten Vertreter wurden zum Kriegsdienst einberufen, darunter auch Braque und Derain.
Braque trug 1915 im Krieg eine schwere Kopfverletzung davon, seine Genesung dauerte zwei Jahre lang. In dieser Zeit zerbrach die Freundschaft zwischen ihm und Picasso. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.
Für Picasso war der Weg des Kubismus damals beendet. Sein Interesse galt vor allem der logischen Herangehensweise, was die anderen Kubisten aber zunehmend ablehnten. Picasso wandte sich daraufhin anderen Kunstrichtungen zu, insbesondere dem Surrealismus. Mit der Abkehr des wichtigsten Vertreters verlor dann auch der Kubismus allmählich an Bedeutung.
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Thema: Was ist Kubismus? Teil 1
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