Wischtechnik mit Acrylfarben
Die vielseitig einsetzbaren Acrylfarben eignen sich nicht nur für gegenständliche Bilder, sondern hervorragend auch für abstrakte Gemälde. Gerade die moderne Kunst verwendet dabei häufig experimentelle Maltechniken, bei denen vielfach auf den Pinsel verzichtet wird und der Farbauftrag stattdessen mehr oder weniger zufällig erfolgt.
Ein kleiner Minuspunkt bei diesen Maltechniken besteht jedoch darin, dass das Ergebnis oft nur bis zu einem gewissen Grad gesteuert werden kann.
Allerdings gibt es ebenso Maltechniken, die zwar einen experimentellen Charakter haben, als Hilfsmittel jedoch den Pinsel benutzen und trotz der zufälligen Komponente weitestgehend steuerbar sind. Eine solche Maltechnik ist die Wischtechnik mit Acrylfarben.
Dabei lässt sich die Wischtechnik in zweierlei Hinsicht umsetzen, nämlich zum einen durch das Verwischen und zum anderen durch das Freiwischen der aufgetragenen Farbflächen.
Inhalt
Wischtechnik mit Acrylfarben
– das Verwischen
Etwas unscharf wahrzunehmen, ist zunächst völlig normal und alltäglich. Dunkelheit, große Entfernungen oder Einflüsse wie Nebel und Rauch führen zu unscharfen Bildern, die zudem meist mit bestimmten Empfindungen oder Situationen in Verbindung gebracht werden. Die Kunst wiederum nutzt die Unschärfe, die auch als Weichzeichnung oder flou artistique bezeichnet wird, um bewusst bestimmte Emotionen zu wecken oder um einem Bild Dynamik zu geben.
Führt der Maler seinen Pinsel schwungvoll über den Malgrund, ergibt sich ein feiner, ungleichmäßiger Farbauftrag. Die Farbe wirkt, als wäre sie nicht gezielt aufgetragen, sondern eben in einer schnellen Wischbewegung aufgebracht. Diese verwischte Farbfläche verbindet der Betrachter mit einer dynamischem Bewegung. Der Maler muss die Farbe aber nicht unbedingt schwungvoll wischend auftragen, sondern kann auch bereits aufgetragene Farben verwischen, solange sie noch feucht sind.
Um Farbe durch Verwischen auf den Malgrund aufzubringen, können verschiedene Werkzeuge verwendet werden. Ein Pinsel beispielsweise eignet sich ebenso wie ein Spachtel oder ein Malmesser. Aber auch ein Tuch, ein Holzstück oder sogar ein Abzieher, wie er beim Fensterputzen verwendet wird, kann ein geeignetes Werkzeug sein.
Das Ergebnis eines solchen dynamischen Farbauftrags hat immer eine zufällige Komponente, ist allerdings trotzdem in gewissen Grenzen steuerbar. Insgesamt lässt sich dabei Acrylfarbe mit normaler Konsistenz, also so wie sie aus der Tube kommt, am einfachsten verwischen. Pastose Farbe kann zwar mit harten Werkzeugen wie Spachteln und Malmessern ebenfalls sehr effektvoll und gezielt verwischt werden, allerdings wirken die Farbaufträge mitunter recht schwer und nur bedingt dynamisch.
Sehr flüssige Acrylfarbe wiederum spritzt bei einem dynamischen Auftrag und lässt sich nur begrenzt kontrollieren, da sie auf dem Malgrund verläuft. Um dem Fließen ein wenig entgegenzuwirken, kann es sinnvoll sein, den Malgrund zum Bemalen flach auf den Boden oder die Arbeitsfläche zu legen.
Soll bereits aufgebrachte Farbe nachträglich verwischt werden, ist ein breiter Borstenpinsel ein ideal geeignetes Werkzeug. Die Bildelemente werden dafür deckend und in eher einfachen Formen auf den Malgrund gemalt. Anschließend werden die Kanten der Farbflächen und die kleineren Details der Bildelemente mit dem Pinsel verwischt und verrieben.
Für abstrakte Bilder wiederum können große Farbflächen aus pastosen Farben in eher dicken Schichten gestaltet werden. Mit einem breiten Pinsel, einem Spachtel, einem Malmesser oder einem Abzieher werden die Farben dann verwischt und verschmiert, wodurch sich eindrucksvolle Farbverläufe ergeben.
Wischtechnik mit Acrylfarben
– das Freiwischen
Im Unterschied zum Verwischen werden beim Freiwischen Acrylfarben erst aufgebracht und anschließend wieder weggewischt. Die Wirkung entsteht beim Freiwischen also nicht durch den bewussten Auftrag, sondern durch das gezielte Entfernen der Farbe. Dadurch wird es möglich, zufällige Formen zu kreieren oder auch sehr scharfe und exakte Kanten zu gestalten.
Beim Freiwischen werden die Farbflächen etwas größer angelegt als sie später tatsächlich sein sollen. Die noch feuchte Acrylfarbe wird anschließend an den Kanten oder an den anderen gewünschten Stellen mit einem feuchten Tuch, das in sauberem Wasser getränkt wurde, mit Druck wieder weggewischt. Dies wird dann solange fortgesetzt, bis die Farbe in dem gewünschten Grad entfernt ist.
Dabei wird das Tuch immer wieder gedreht und mit klarem Wasser benetzt, denn die Bildstelle soll ja gesäubert werden. Ob die Farbe komplett wieder entfernt oder nur leicht abgenommen wird, bleibt natürlich dem eigenen Geschmack überlassen. Hat das Bild ein etwas größeres Format, ist es jedoch ratsam, den Malgrund regelmäßig zu befeuchten.
Dies gelingt mit einem breiten Pinsel, der in sauberes Wasser getaucht und in leicht feuchtem Zustand sanft und gleichmäßig über das Bild geführt wird, recht gut. Andernfalls kann es nämlich passieren, dass die Acrylfarbe bereits getrocknet ist und dadurch nicht mehr weggewischt werden kann.
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Thema: Wischtechnik mit Acrylfarben
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