Die Assemblage als Kunstgattung, Teil I
In einem kleinen Regal stapeln sich zahlreiche Uhren in den unterschiedlichsten Ausführungen. Sie sind alt und zum Teil stark abgenutzt. Wecker sind ebenfalls darunter, während an den Wänden Ziffernblätter hängen. Links im Regal stehen von Hand notierte Jahreszahlen. – Diese Beschreibung bezieht sich auf das Kunstwerk Still Ticking von Betye Saar und ist ein Beispiel für eine Assemblage.
Dabei versteht die Künstlerin ihre Kunst als eine Art Recycling. Denn sie verwertet nicht nur alte, gefundene Objekte, indem sie diese miteinander kombiniert. Stattdessen macht die Künstlerin auch die Geschichte der Objekte zu ihrer eigenen Geschichte.
Doch welche Bedeutung hat die Kunst der Assemblage? Welche Materialien werden verarbeitet? Und welche Geschichte erzählen die vielen Uhren in der Assemblage Still Ticking? Für die letzte Frage liefert der Name des Kunstwerks einen entscheidenden Hinweis.
Die Künstlerin deutet damit nämlich an, dass sie sowohl im Leben als auch mit Blick auf ihr künstlerisches Schaffen nach wie vor sehr aktiv ist. Als das Kunstwerk im Jahr 2004 entstand, war Betye Saar 78 Jahre alt.
Inhalt
Die Assemblage als Kunst – eine Definition
Bei einer Assemblage geht es nicht um Recycling oder darum, bestimmte Gegenstände zu sammeln. Die Bezeichnung der Kunsttechnik leitet sich vom französischen Verb assembler ab, was übersetzt versammeln bedeutet.
In einer Assemblage werden räumliche Objekte zu einem Kunstwerk zusammengestellt. Dabei dient oft eine zweidimensionale Fläche als Untergrund, die sich durch verschiedene Materialien und Gegenstände ins Dreidimensionale erweitert.
Die bildende Kunst versteht unter einer Assemblage also eine Technik, bei der auf einem zweidimensionalen Untergrund räumliche Objekte so versammelt werden, dass ein dreidimensionales Kunstwerk entsteht.
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Ein zweidimensionales Kunstwerk ist auf einer Fläche wie einer Leinwand, einem Blatt Papier oder einer Wand gestaltet. Der Betrachter kann sich die Arbeit nur von vorne anschauen. Ein typisches Beispiel für ein zweidimensionales Werk ist ein Gemälde.
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Ein dreidimensionales Kunstwerk erstreckt sich in den Raum. Weil es Höhe, Breite und Tiefe hat, kann der Betrachter das Werk von verschiedenen Seiten und aus unterschiedlichen Perspektiven anschauen. Eine Skulptur ist ein Beispiel für eine dreidimensionale Arbeit.
Wenn aus einer zweidimensionalen Fläche ein dreidimensionales Werk herausgearbeitet wird, wird auch von einem Relief gesprochen. Bei einer Assemblage treten die Materialien und Objekte meist sehr weit aus der Fläche heraus. Dann handelt es sich um ein sogenanntes Hochrelief.
Die Assemblage als Objektkunst
Grundsätzlich kann die Assemblage der Objektkunst zugeordnet werden. Diese Zuordnung macht es möglich, die Assemblage von anderen Kunstgattungen zu unterscheiden und abzugrenzen.
Bei der Objektkunst handelt es sich um eine Form der modernen Kunst. Sie nimmt Gegenstände des alltäglichen Lebens oder Fundstücke aus der Natur aus ihrer ursprünglichen Bedeutung heraus und überträgt sie in einen anderen Kontext. Auf diese Weise entstehen aus bestehenden, vorgefertigten Objekten individuelle Kunstwerke.
Noch einmal zurück zum Kunstwerk Still Ticking, das wir zu Beginn beschrieben haben:
Uhren sind Alltagsgegenstände und ihre eigentliche Funktion besteht darin, Menschen anzuzeigen, wie spät es ist. In der Assemblage sind sie aber so miteinander kombiniert, dass sie als symbolische Kunstwerke die Geschichte der Künstlerin erzählen.
Die Objektkunst als Oberbegriff nach heutigem Verständnis ist um 1950 entstanden. Sie umfasst neben der Assemblage noch einige weitere dreidimensionale Kunstformen:
- Collage: Eine Collage kombiniert verschiedene, zuvor in einer anderen Form verwendete Elemente auf einer zweidimensionalen Fläche. Oft sind die Elemente eher flach. Verarbeitet werden zum Beispiel Fotos und Zeitungsausschnitte, aber auch Schnüre, Äste oder Stofffetzen.
- Montage: Eine Montage entsteht, wenn dreidimensionale Objekte zu einem Kunstwerk arrangiert werden. Der Fokus liegt dabei aber in erster Linie auf dem Prozess der Entstehung. Es geht also vorrangig um die Technik, die beim Zusammenstellen und Zusammenfügen der Objekte angewendet wird.
- Assemblage: Die Assemblage kann als eine weiterentwickelte Collage in dreidimensionaler Form angesehen werden. Unterschiedlichste Objekte werden zusammengetragen und so miteinander kombiniert, dass ein anderer, neuer Kontext entsteht. Als Untergrund dient meist eine zweidimensionale Fläche.
- Combine-Painting: Die Basis beim Combine-Painting bildet eine zweidimensionale Fläche, die mit den Mitteln der Malerei und teilweise auch in der Technik der Collage gestaltet ist. Auf dieser Fläche werden dreidimensionale Objekte angeordnet. Dadurch verknüpft das Combine-Painting die Malerei mit der Plastik.
- Environment: Das Environment ist als Kunstform aus der Assemblage und dem Combine-Painting heraus entstanden. Auch hier geht es darum, verschiedene Objekte und Gegenstände aus dem alltäglichen Lebensumfeld in einer neuen Form anzuordnen. Das entscheidende Merkmal ist aber, dass auch die Umgebung in das Kunstwerk einbezogen wird. Bei dieser Umgebung kann es sich sowohl um einen Innenraum als auch um den Außenraum handeln. Inzwischen wird meist nicht mehr von Environment gesprochen, sondern stattdessen der Begriff „Installation“ verwendet.
Wie die Erklärungen zeigen, sind es nur Nuancen, die die verschiedenen Arten der Objektkunst voneinander unterscheiden.
Und nicht selten kommt es zu Überschneidungen. So kann ein Kunstwerk, das zum Beispiel eine Montage oder ein Combine-Painting ist, gleichzeitig auch eine Assemblage sein.
Im nächsten Teil schauen wir uns an, wie die Assemblage als Kunstgattung entstanden ist und wie sich entwickelt hat.
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Thema: Die Assemblage als Kunstgattung, Teil I
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