Infos und Tipps zur Bildanalyse in der Kunst, 2. Teil

Infos und Tipps zur Bildanalyse in der Kunst, 2. Teil

Wer malt, hat große Freude daran, eigene Kunstwerke zu schaffen. Doch zur Kunst gehört ebenso, sich mit den Arbeiten anderer zu beschäftigen. Wissen zur Kunsttheorie ist zudem auch für die eigenen Bilder nützlich. Im schulischen Kunstunterricht und im Kunststudium ist die Bildanalyse fest im Lehrstoff verankert. Aber wie wird eine Bildanalyse in der Kunst erstellt? Worauf kommt es an? Und wie wird der Aufsatz geschrieben?

Anzeige

Infos und Tipps zur Bildanalyse in der Kunst, 2. Teil

In einem zweiteiligen Beitrag geben wir Infos und Tipps dazu. Dabei haben wir im 1. Teil erklärt, was eine Bildanalyse bezweckt. Außerdem haben wir mit dem Aufbau begonnen. Damit geht es nun weiter!:

  1. Teil: Hauptteil – Bildanalyse

Nachdem der Verfasser das Bild ausführlich beschrieben hat, geht es nun darum, das Bild zu analysieren. Dieser Teil sollte den größten Anteil des Aufsatzes ausmachen. Während sich der Verfasser in den anderen Abschnitten kürzer halten kann, sollte er bei der Bildanalyse also sehr ausführlich werden und ins Detail gehen.

Mit der vorhergehenden Bildbeschreibung hat er die Grundlage für die Analyse geschaffen. Die Bildanalyse soll nämlich verdeutlichen, wie der Künstler vorgegangen ist, um die beschriebene Optik und Bildwirkung zu erzielen. Dazu geht der Verfasser die genannten Aspekte am besten nacheinander durch und wertet sie aus.

Die Bildanalyse sollte dann unter anderem folgende Fragen beantworten:

  • Was sind die auffälligsten Merkmale des Bildes, bezogen auf das Motiv, die Techniken oder die Materialien?

  • Welche Formensprache setzt der Künstler ein? Gibt es besondere Formen, die sich wiederholen oder das Bild bestimmen?

  • Wo zeigt das Bild Bewegung, wo vermittelt es Stille? Wirkt das Bild insgesamt eher ruhig oder eher dynamisch?

  • Gibt es freie Stellen im Bild?

  • Worauf wird der Blick des Betrachters gelenkt? Was fällt als erstes ins Auge? Und wie erreicht der Künstler das?

  • Wie hat der Künstler das Bild komponiert? Nach welchen Prinzipien hat er es gestaltet?

  • Wie und mit welcher Wirkung nutzt der Künstler Farben und Lichter?

  • Wie kontrastreich ist das Bild? Haben die Kontraste eine Funktion?

  • Welche Medien und Materialien hat der Künstler verarbeitet? Welche Effekte erzielt er dadurch?

  • Wie wirkt der Hintergrund?

  • Sind die Proportionen im Bild gleichmäßig und stimmig? Oder gibt es Ungleichgewichte?

Bei der Bildanalyse beschreibt der Verfasser möglichst präzise, wie der Künstler gearbeitet hat. Es geht aber noch nicht darum, die Bildwirkung oder die Ideen des Künstlers zu interpretieren. Die Bildanalyse erklärt lediglich, welche Maltechniken und Malmittel dazu geführt haben, dass das Bild so aussieht, wie es aussieht.

  1. Teil: Hauptteil – Bildinterpretation

Erst im letzten Teil des Hauptteils interpretiert der Verfasser das Bild. Dazu betrachtet er alle seine gewonnenen Erkenntnisse und leitet auf dieser Basis ab, was der Künstler mit seiner Arbeit wohl zum Ausdruck bringen wollte.

Bei der Deutung stützt sich der Verfasser auf das Bild. Aber er kann und sollte auch sein Wissen über den Künstler einfließen lassen.

Die Bildinterpretation sollte beantworten:

  • Warum hat der Künstler das Bild gemalt, was wollte er damit auszudrücken?

  • Welches Thema bestimmt das Bild? Auf welcher Grundidee basiert es?

  • Erzählt das Bild eine Geschichte?

  • Hat der Künstler eine bildliche oder abstrakte Darstellung gewählt und was war vermutlich sein Beweggrund dafür?

  • Kann das Bild in einen größeren Kontext eingeordnet werden? Verändert sich dadurch die Bedeutung?

Wichtig ist, dass der Leser die Interpretation nachvollziehen kann. Der Verfasser sollte keine wilden Spekulationen anstellen, sondern jede seiner Aussagen mit einem Bildelement belegen können.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Wischtechnik mit Acrylfarben

Sofern es möglich ist, kann der Verfasser anschließend Belege im Bild mit Aspekten aus der Biografie des Künstler verknüpfen. Er sollte dann aber unbedingt bei dieser Reihenfolge bleiben, also vom Bild zum Künstler übergehen und nicht andersherum.

  1. Teil: Schlussteil

Der Schlussteil hat die Aufgabe, die Bildanalyse stimmig abzurunden. Wie die Einleitung sollte auch der Schluss nur einen oder zwei Absätze umfassen.

Im Schlussteil kann der Verfasser seine These aus der Einleitung aufgreifen und ein persönliches Fazit ziehen:

  • Wie passen die These und die Ausführungen aus der Bildanalyse zusammen?

  • Welche Kriterien hält der Verfasser bei der Bewertung des Bildes für ausschlaggebend?

  • In welchem größeren Zusammenhang sollte das Bild gesehen werden?

  • Was drückt der Künstler mit seinem Bild aus?

Auch wenn der Verfasser im Schlussteil seine persönliche Ansicht wiedergibt, muss er sachlich bleiben. Ob ihm das Bild gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass der Verfasser ausführt, was der Künstler wie gemalt hat und welche Wirkung dadurch entsteht.

2 abschließende Tipps zur Bildanalyse in der Kunst

Nachdem wir erklärt haben, was eine Bildanalyse bezweckt und wie der dazugehörige Aufsatz im Normalfall aufgebaut ist, haben wir zum Schluss noch zwei Ratschläge:

Genau hinsehen

Auch wenn nicht unbegrenzt viel Zeit zur Verfügung steht, ist es sehr wichtig, das Bild genau zu betrachten. Eine gute Bildanalyse geht in die Tiefe und weist den Leser auf kleine, unscheinbare Details hin, die er vielleicht übersehen hätte.

Ein kurzer, oberflächlicher Blick auf das Bild wird aber in aller Regel nicht ausreichen, um solche Feinheiten zu erkennen. Deshalb sollte sich der Verfasser das Bild wirklich in Ruhe anschauen.

Hilfreich ist auch, wenn er sich Notizen macht. Gerade die Dinge, die ihm spontan einfallen und als erstes durch den Kopf gehen, sind für die Bildanalyse oft sehr wichtig, geraten später aber gerne in Vergessenheit.

Belege suchen

Wir haben es schon erwähnt, aber betonen es noch einmal: Der Verfasser sollte nichts behaupten, was sich durch das Bild nicht belegen lässt. Eine Bildanalyse ist keine persönliche Bewertung. Es geht nicht darum, was dem Verfasser gut gefällt, was aus seiner Sicht weniger gelungen ist oder was er anders gemacht hätte.

Die Bildanalyse soll die Machart und die daraus resultierende Wirkung des Bildes analysieren.

Deshalb sollte sich der Verfasser auf das konzentrieren, was er vor sich sieht. Zumal eine objektive Analyse die Chance eröffnet, fernab der eigenen Meinung spannende Aspekte und neue Details zu entdecken.

Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:

Thema: Infos und Tipps zur Bildanalyse in der Kunst, 2. Teil

-

Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns


acrylmalerei99

Autoren Profil:
FB/Twitter

Veröffentlicht von

Autoren Profil:

Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal (Christian Gülcan & Ferya Gülcan). Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder im Großformat, malen aber auch mit Ölfarben, lieben Druck- & Schablonentechniken und zeichnen viel. Unser eigenes Studio bzw. Atelier befindet sich in Bremen.

Kommentar verfassen