5 Belege, warum das Malen keine Frage des Talents ist, Teil II

5 Belege, warum das Malen keine Frage des Talents ist, Teil II

Viele sind felsenfest davon überzeugt, dass kreative Tätigkeiten wie das Malen und Zeichen vom Talent abhängen. Schließlich gibt es Leute, die zum Pinsel greifen und scheinbar mühelos herrliche Bilder auf der Leinwand entstehen lassen. Im Unterschied dazu erinnert das, was andere mit dem Pinsel zustande bringen, bestenfalls an das Gekrakel eines Kleinkindes. Und vor allem die Selbsteinschätzung, so gar keine Begabung fürs das Malen zu haben, ist schnell getroffen.

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5 Belege, warum das Malen keine Frage des Talents ist, Teil II

Tatsächlich hat das Malen aber wenig mit Talent zu tun. Niemand kommt als gestandener Künstler auf die Welt. Andersherum kann jeder lernen, zu malen. Am Ende ist nämlich jede künstlerische und kreative Tätigkeit ein Handwerk, das auf Techniken beruht.

Natürlich hilft eine gewisse Begabung dabei, sich die notwendigen Techniken schneller anzueignen. Doch wenn es länger dauert, ist wichtig, am Ball zu bleiben und nicht vorschnell aufzugeben.

Der eine oder andere mag trotzdem noch seine Zweifel haben. Um diese auszuräumen, führen wir in einem zweiteiligen Beitrag fünf Belege ins Feld, warum das Malen keine Frage des Talents ist:

  1. Talent ist eine Frage des Blickwinkels

Das Malen erfordert Interesse, Fleiß, Motivation und Ehrgeiz. Was zählt, ist also die richtige Einstellung. Denn wie vieles andere beginnt auch der Wunsch, das Malen zu lernen und sein Können stetig auszubauen, im Kopf.

Wichtig ist deshalb zunächst einmal, dass der Maler von seiner eigenen Lernfähigkeit überzeugt ist. Interessanterweise ist gerade im Zusammenhang mit Kunst ein gängiges Klischee, dass jemand etwas entweder schon immer konnte oder es niemals können wird.

Demnach müsste aber jeder große Künstler seine Karriere als Wunderkind begonnen haben. Doch die Wahrheit ist, dass im Leben alles eine Lernsache ist. Das gilt für das Laufen oder Sprechen genauso wie für das Schreiben, das Lesen, das Rechnen und eben auch das Malen.

Eine Person hat früh entdeckt, dass ihr der Umgang mit Zahlen viel Spaß macht. Also befasst sie sich stetig mit der Mathematik, bildet sich immer weiter und wird irgendwann Mathe-Professor.

Eine andere Person begeistert sich für die Sprache. Sie liest viel, eignet sich Wissen an und arbeitet schließlich als Schriftsteller. Doch beide mussten erst einmal lernen, zu rechnen und zu schreiben. Und für beide war es ein langer Weg, bis sie auf ihrem Gebiet zum echten Experten wurden.

Es gibt keine Begründung, warum das beim Malen anders sein sollte. Der Maler muss nur selbst daran glauben, dass er lernen kann.

Ein anderer Aspekt ist, was genau es überhaupt bedeutet, malen zu können. Viele dürften unter malerischem Können verstehen, dass der Künstler Gemälde erschafft, die perfekt sind und in einer Galerie oder einem Museum hängen könnten. Doch übertragen auf einen anderen Bereich, sieht die Sache schon ganz anders aus.

Angenommen, es ist davon die Rede, dass jemand sprechen kann. Das bedeutet, dass er Wörter finden und Sätze damit bilden kann. Er ist in der Lage, sich durch die Sprache auszudrücken, um sich auf diese Weise mit anderen zu verständigen. Eine Beurteilung dazu, wie viele Fehler er macht oder wie niveauvoll er kommuniziert, beinhaltet die Aussage, dass jemand sprechen kann, nicht.

Anders als beim Sprechen schließt das Malen-Können aber oft von vorneherein eine Bewertung ein. Was das Talent betrifft, muss also das Verständnis überdacht werden.

Wertungsneutral heißt Malen-Können nämlich zunächst einmal nichts anderes, als dass jemand einen Pinsel oder Stift in der Hand halten und damit Linien, Kringel, Kleckse und andere Spuren auf dem Malgrund hinterlassen kann. Das wiederum bedeutet gleichzeitig auch, dass tatsächlich jeder malen kann.

Anfangs kann der Maler zwar vielleicht nicht besonders gut malen. Doch er bringt die grundlegenden Voraussetzungen mit, die er dann konstant vertiefen und ausbauen kann. Auch hier spielt also der Blickwinkel eine Rolle.

  1. Talent ist kein Ergebnis von Vergleichen

Im Zeitalter des Internets ist es schwer, Vergleichen aus dem Weg zu gehen. In Blogs, auf Video-Plattformen, in Foren und in den sozialen Medien begegnet der Maler ständig den Arbeiten anderer.

Dabei kann es sehr inspirieren, sich fremde Werke anzuschauen, Anleitungen nachzuarbeiten und Tipps und Kniffe zu übernehmen. Genauso spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, die Kunstwerke anderer Maler zu bewundern.

Wichtig ist aber, dass der Maler das Können anderer nicht als Maßstab für sich selbst nimmt. Es spielt keine Rolle, dass er vielleicht noch nicht so gut malen kann oder sein Malstil ganz anders ist. Sein Maßstab sollte er selbst sein. Wenn er Vergleiche ziehen möchte, sollte er sich seine früheren Arbeiten und seine aktuellen Werke anschauen.

Wie sahen seine Bilder vor ein paar Wochen oder Monaten aus? Und wie wirken seine Bilder jetzt, nachdem der Maler viele Stunden lang geübt, herumprobiert und reichlich Erfahrung gesammelt hat?

Bei einem solchen Vergleich wird der Maler feststellen, wie er sein Talent nutzen konnte, um sein Können auszubauen.

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Fazit: Das Malen ist keine Frage des Talents

Außergewöhnliche Fähigkeiten im Umgang mit Pinsel, Farbe und Leinwand werden niemandem in die Wiege gelegt. Sie sind vielmehr das Ergebnis von viel Übung und harter Arbeit. Das Malen ist ein Weg, der irgendwann beginnt und immer weiter geht.

Wer richtig gut malen kann, schafft Bilder, die vielen Betrachtern gefallen. Und sicherlich gibt es Leute, denen es leicht fällt, mit Farben und Formen zu spielen. Doch sie müssen die Maltechniken genauso lernen und an ihrem Können feilen.

Andere Leute brauchen eben etwas länger, bis sie die Motive wie gedacht auf der Leinwand festhalten können. Aber das ist weniger eine Frage der Begabung, sondern eher eine Frage des Fleißes, des Ehrgeizes und auch der richtigen Anleitungen.

Vielleicht macht es Sinn, statt von Talent von einer Leidenschaft zu sprechen. Wer sich leidenschaftlich für etwas begeistert, bleibt am Ball, auch wenn es vielleicht mal Rückschläge gibt oder die Fortschritte auf sich warten lassen.

Ohne Leidenschaft hingegen macht sich Frust breit und die Malsachen landen in der Ecke. Nur fehlt dann eben nicht das Talent, sondern das nötige Durchhaltevermögen und die Passion.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal (Christian Gülcan & Ferya Gülcan). Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder im Großformat, malen aber auch mit Ölfarben, lieben Druck- & Schablonentechniken und zeichnen viel. Unser eigenes Studio bzw. Atelier befindet sich in Bremen.

2 Gedanken zu „5 Belege, warum das Malen keine Frage des Talents ist, Teil II“

  1. Danke, das habe ich gebraucht! Manchmal habe ich bei einigen Menschen den Eindruck, sie würden über ihre Anstrengungen und zahlreichen Fehlschläge absichtlich schweigen, aber warum?
    Es ist für Außenstehen doch nur umso demotivierender, den Eindruck zu haben, die Person hätte sich diesen ganzen Stress nicht antun müssen und ist stattdessen schlicht und ergreifend extrem talentiert (bei sicherlich bei den wenigstens 1%, die etwas gut können, so ist)!
    Haben diese Menschen Angst, andere könnten sie übertreffen…?

  2. Bravo! ENDLICH mal ein gescheites Statement zu diesem Thema! Ich bin diese Diskussion leid und empfinde es als beleidigend wenn man meine harte Arbeit als Talent abtut. Danke!

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