Ausführlicher Ratgeber zum Gestalten von Hintergründen, 2. Teil

Ausführlicher Ratgeber zum Gestalten von Hintergründen, 2. Teil

Keine Frage: Wer sich ein Gemälde anschaut, achtet in erster Linie auf das eigentliche Bildmotiv. Schließlich ist das Motiv das Element, das das Bild ausmacht und über seine Wirkung bestimmt. Kein Wunder also, dass sich Ratgeber und Artikel rund ums Malen überwiegend damit beschäftigen, wie und mit welchen Techniken der Maler sein Bildmotiv optimal gestalten kann.

Anzeige

Ausführlicher Ratgeber zum Gestalten von Hintergründen, 2. Teil

Aber der Maler sollte sich nicht nur auf sein Motiv konzentrieren. Stattdessen sollte er dem Hintergrund genauso viel Aufmerksamkeit schenken. Denn gerade der Hintergrund kann dafür sorgen, dass das Bildmotiv seine volle Wirkung überhaupt erst entfalten kann.

Andersherum kann ein unglücklich gestalteter Hintergrund einiges kaputtmachen. Und um genau das zu vermeiden, zeigen wir in einem ausführlichen Ratgeber Techniken und geben Tipps zum Gestalten von Hintergründen. Dabei ging es im 1. Teil um das Anlegen von Hintergründen mit Acrylfarben.

Jetzt nehmen wir uns Aquarellfarben vor:

Hintergründe mit Aquarellfarben gestalten

Acrylfarben sind nicht nur unkompliziert und vielseitig einsetzbar, sondern eignen sich auch sehr gut für Mischtechniken. Aquarellfarben wiederum wirken luftig-leicht, mitunter fast transparent. Dadurch eröffnen sie tolle Möglichkeiten, um Hintergründe zu gestalten.

Die Kombination aus Acryl- und Aquarellfarben kann also eine optimale Lösung für ein Bild sein. Dabei kann der Maler auf verschiedene Techniken zurückgreifen, um den Hintergrund seines Acrylbildes mit Aquarellfarben anzulegen.

Nass-in-nass-Technik

Eine Methode, die zu den echten Klassikern beim Gestalten von Hintergründen gehört, ist die Nass-in-nass-Technik. Sie basiert darauf, dass der Maler sehr flüssige Aquarellfarbe auf einen feuchten Malgrund aufträgt.

Zunächst befeuchtet der Maler seinen Malgrund also, indem er den Pinsel in sauberes Wasser taucht und damit über die Fläche streicht. Anschließend trägt er stark verdünnte Aquarellfarben in einer oder mehreren Farbtönen auf die feuchte Fläche auf.

Das führt dazu, dass die Farbe verläuft. Verschiedene Farbtöne fließen ineinander und bilden spannende Muster, Verläufe und Mischtöne.

Je feuchter der Malgrund und je flüssiger die Aquarellfarben sind, desto weniger kann der Maler das Ergebnis kontrollieren. Deshalb sollte er vorher ungefähr wissen, in welche Richtung es gehen soll, und die Farbtöne entsprechend auswählen.

Überschüssige Farbe kann er mit etwas Küchenpapier aber auch wieder abtupfen. So entstehen nebenbei zusätzliche Strukturen.

Tolle Effekte kann der Maler außerdem erzielen, wenn er ein paar Tropfen Spiritus auf die noch feuchte Farbe tröpfelt. Weil der Spiritus die Farbe verdrängt, bleiben helle Flecken zurück, die an Wasser- oder Regentropfen erinnern.

Lasieren

Möchte der Maler seinen Hintergrund nicht sehr bunt, gemustert oder strukturiert, sondern eher klar und schlicht halten, ist er mit dem Lasieren gut beraten. Bei dieser Maltechnik werden die Aquarellfarben auf den trockenen Malgrund aufgebracht.

Mischt der Maler die Farben nur mit wenig Wasser an, so dass sie nicht allzu flüssig sind, kann er damit ähnlich klare Farbflächen anlegen wie mit Acrylfarben. Außerdem kann er mehrere Farbschichten übereinanderlegen. Dafür trägt er eine Lasur auf, wartet bis sie trocken ist und malt dann erneut über die Fläche.

Aquarellfarben wirken deutlich leichter und transparenter. Ihre Deckkraft ist nicht mit der von Acrylfarben zu vergleichen. Wenn der Maler den Hintergrund gestaltet, sollte er deshalb immer von hinten nach vorne und von hell nach dunkel arbeiten. Für die ersten Farbschichten sollte er also helle Farbtöne verwenden und die Aquarellfarben mit mehr Wasser mischen.

Mit jeder weiteren Schicht kann er dann den Anteil an Farbe reduzieren und zu dunkleren Tönen übergehen. Würde der Maler eine helle Aquarellfarbe über eine dunklere Farbfläche legen, wäre sie gar nicht oder kaum zu sehen.

Farbauftrag mit Hilfsmitteln

Die Kombination aus Aquarellfarben, Wasser und dem Pinsel ist Standard. Doch um einen ansprechenden Hintergrund zu gestalten, der den idealen Rahmen für das eigentliche Hauptmotiv schafft, kann der Maler auf verschiedene andere Hilfsmittel und Methoden zurückgreifen.

Ein Beispiel dafür ist die Folientechnik. Dazu breitet der Maler ein Stück handelsübliche Frischhaltefolie aus. Auf die Folie trägt er eine oder mehrere Aquarellfarben auf und besprüht die Folie anschließend mit etwas Wasser. Durch das Wasser verlaufen die Farben und vermischen sich miteinander.

Dann nimmt der Maler seinen Malgrund und legt ihn auf die Folie. Auf diese Weise übertragen sich die Farben von der Folie auf den Malgrund und ein spannender Hintergrund entsteht.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Infos und Tipps zur Bildanalyse in der Kunst, 1. Teil

Ein anderes bewährtes Hilfsmittel ist eine Zahnbürste. Sowohl die Zahnbrüste als auch die flüssigen Aquarellfarben sind geradezu prädestiniert für die Spritztechnik. Um sie anzuwenden, taucht der Maler die Zahnbürste in die Farbe, hält sie über den Malgrund und streicht mit dem Finger über die Borsten. Dadurch landen kleinere und größere Sprenkel auf dem Malgrund.

Sehr schöne, wolkenartige Strukturen kann der Maler erzeugen, indem er die Aquarellfarben mit einem kleinen Schwämmchen aufträgt. Dazu nimmt der Maler die Farbe mit dem Schwämmchen auf und verteilt sie anschließend tupfend auf dem Malgrund.

Arbeitet er mit verschiedenen Farbtönen, kann er so auch sanfte Farbübergänge und interessante Mischtöne gestalten.

Um Strukturen zu erzeugen, kann der Maler aber auch ein Stück Stoff nehmen oder etwas Papier zusammenknüllen und damit in eine noch feuchte Farbfläche hineintupfen. Der Stoff oder das Papier nehmen einen Teil der Farbe wieder ab und hinterlassen durch die Falten und Knicke gleichzeitig tolle Muster.

Ein Tipp zum Schluss

Der Maler muss den Hintergrund natürlich nicht zwangsläufig mit Farbe malen, sondern kann ihn auch mit Blei- und Buntstiften zeichnen. Allerdings ist die Kombination aus solchen Stiften, Leinwand und später Acrylfarben nicht optimal. Doch es gibt eine spannende Alternative, nämlich Aquarell-Buntstifte.

Mit Aquarellstiften kann der Maler genauso zeichnen wie mit herkömmlichen Blei- und Buntstiften. Anschließend kann er aber mit einem feuchten Pinsel über die Zeichnung gehen.

Dadurch lösen sich die Farbpigmente, die Linien verschwimmen und das Ergebnis sieht aus, als hätte der Maler mit Aquarellfarben gearbeitet. Auch so lassen sich tolle Hintergründe gestalten.

Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:

Thema: Ausführlicher Ratgeber zum Gestalten von Hintergründen, 2. Teil

-

Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns


acrylmalerei99

Autoren Profil:
FB/Twitter
Letzte Artikel von Autoren Profil: (Alle anzeigen)

Veröffentlicht von

Autoren Profil:

Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal (Christian Gülcan & Ferya Gülcan). Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder im Großformat, malen aber auch mit Ölfarben, lieben Druck- & Schablonentechniken und zeichnen viel. Unser eigenes Studio bzw. Atelier befindet sich in Bremen.

Ein Gedanke zu „Ausführlicher Ratgeber zum Gestalten von Hintergründen, 2. Teil“

  1. „Außerdem kann er mehrere Farbschichten übereinanderlegen. Dafür trägt er eine Lasur auf, wartet bis sie trocken ist und malt dann erneut über die Fläche.“ Damit wird doch die getrocknete Schicht wieder angelöst und verändert. Gleiches gilt für die Aufbringung von Acrylfarbe.

Kommentar verfassen