Malen mit Knochenleim

Malen mit Knochenleim – Eigentlich ist Knochenleim ein Bindemittel. Aber er eignet sich auch hervorragend zum Malen. Denn wir können uns seine besonderen Eigenschaften zunutze machen, um faszinierende Strukturen in Kunstwerken zu kreieren. In diesem Beitrag haben wir alles Wissenswerte zum Malen mit Knochenleim zusammengefasst!

Malen mit Knochenleim

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Was genau ist Knochenleim überhaupt?

Knochenleim gehört in die Gruppe der Glutinleime. Glutinleim ist ein natürlicher, wasserlöslicher Klebstoff, der gewonnen wird, indem tierische Abfälle ausgekocht werden.

Die Gallerte, die dabei entsteht, wird als Leim bezeichnet und ähnelt Gelatine. Je nachdem, aus welchem Ausgangsmaterial ein Glutinleim hergestellt wird, wird unter anderem zwischen Knochenleim und Hautleim unterschieden.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war Glutinleim der gängigste Klebstoff für Holz, Papier, Leder und viele andere Materialien. Als dann aber synthetische Klebstoffe entwickelt wurden, die sich günstiger produzieren und auch leichter verarbeiten lassen, verlor der Glutinleim ab den 1950er-Jahren zunehmend an Bedeutung.

Doch bei Restaurierungen und im Kunsthandwerk ist der traditionelle Leim nach wie vor im Einsatz und erlebt sogar wieder ein Comeback.

Zum Malen brauchen wir tatsächlich Knochenleim. Hautleim ist keine gute Wahl. Denn Hautleim, der auch Lederleim genannt wird und früher zum Beispiel beim Buchbinden verwendet wurde, kennzeichnet sich durch seine Flexibilität.

Im Unterschied dazu ist Knochenleim hart und spröde. Genau diese Härte nutzen wir, um Texturen und Strukturen wie Schollen, Risse und Absplitterungen zu erzeugen.

Welche Malgründe eignen sich fürs Malen mit Knochenleim?

Um ein Bild mit Knochenleim zu gestalten, ist ein stabiler Holzrahmen, auf dem eine Holzplatte als Malgrund befestigt ist, die beste Wahl. Soll es ein mit Leinwand bespannter Keilrahmen werden, sollte der Keilrahmen mindestens drei Zentimeter dick sein.

Doch selbst dann kann es passieren, dass sich der Keilrahmen durch die Spannung des Knochenleims komplett verzieht oder die Leinwand reißt. Damit wäre das Gemälde kaputt. Ein Holzkörper ist deshalb die sicherere Lösung.

Bevor wir mit dem eigentlichen Bild beginnen, sollte der Malgrund grundiert werden. Unser Tipp dabei ist, eine dunkle Farbe zu verwenden. Je nachdem, wie das Bild später aussehen soll, bieten sich neben Schwarz auch Blau, Grün, Braun, Violett oder Rot in einer tiefen, dunklen Nuance an.

Die dunkle Farbe betont die Strukturen, die durch den Knochenleim entstehen. Sie kommen so besser zur Geltung als ohne oder auf einer hellen Grundierung.

Wie wird der Knochenleim vorbereitet?

Knochenleim ist im Fachhandel als Granulat erhältlich. Bevor wir ihn zum Malen nutzen können, müssen wir ihn entsprechend vorbereiten.

Dazu füllen wir das Granulat zusammen mit lauwarmem, abgekochtem Wasser in ein hitzebeständiges Gefäß, wie zum Beispiel ein leeres Marmeladen- oder Gurkenglas. Das Mischungsverhältnis beträgt ungefähr 1:3, also ein Teil Knochenleimgranulat auf drei Teile Wasser. Dann muss der Leim über Nacht quellen.

Am nächsten Tag wird der vorgequollene Knochenleim behutsam erwärmt. Dazu das Glas in einen Topf mit Wasser stellen und langsam erwärmen. Wichtig ist, dass das Wasser nicht zu heiß wird oder gar kocht.

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Dadurch könnte der Leim seine Eigenschaften verlieren. Mehr als etwa 70 Grad Celsius sollten es nicht werden. Während sich der Leim erwärmt, müssen wir ständig rühren, damit sich keine Klümpchen bilden.

Der Knochenleim ist einsatzbereit, wenn sich das Granulat komplett aufgelöst hat und der Leim von der Konsistenz her etwas dünner ist als flüssige Schlagsahne.

Sollte die Masse zu fest sein, können wir in kleinen Mengen abgekochtes Wasser hinzufügen.

Malen mit Knochenleim (1)

Lässt sich der Knochenleim auch einfärben?

Um Knochenleim noch vielseitiger nutzen zu können, können wir ihn einfärben. Dazu füllen wir die gewünschte Menge in ein Glas und vermischen den Leim mit verschiedenen Materialien, während er im Wasserbad steht.

Als färbende Materialien eignen sich zum Beispiel Kreiden, Marmor- und andere Steinmehle, Farbpigmente und wasserlösliche Tuschen. Hier können und sollten wir ruhig experimentieren.

Acrylfarben sollten wir aber nicht direkt mit dem Knochenleim vermischen. Denn sie könnten dazu führen, dass der Leim die gewünschten Risse und Absplitterungen gerade nicht bildet.

Allerdings können wir natürlich später mit Acrylfarben als oberste Schichten weitermalen.

Bei pulverförmigen Materialien ist außerdem wichtig, dass der Knochenleim nicht zu dickflüssig wird. Auch eine zu kompakte Masse kann verhindern, dass die beabsichtigten Texturen entstehen.

Wie wird mit dem Knochenleim gemalt?

Das Besondere an Knochenleim ist seine Fähigkeit, spannende Texturen wie Risse, Schollen und Absplitterungen zu erzeugen. Durch diese Texturen bekommt ein Bild eine einmalige Struktur und eine faszinierende Tiefe.

Damit der gewünschte Effekt entsteht, spielt die richtige Technik beim Auftragen aber eine große Rolle.

Den Knochenleim tragen wir in recht dünnen Schichten mit dem Pinsel oder einem Spachtel auf. Dabei muss jede Schicht vollständig durchtrocknen, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird. Durch diesen schichtweisen Aufbau bekommt das Bild seine eindrucksvollen Dimensionen.

Wenn die ersten paar Schichten aufgetragen sind, können wir mit eingefärbtem Knochenleim weitermachen, um neben der Textur auch Farbigkeit in das Bild zu bringen.

Möglich ist auch, den Knochenleim stellenweise auf das Bild zu tropfen oder zu gießen. Auf diese Weise entstehen unterschiedlich dicke Schichten. Insgesamt sollten es bei einem Bild etwa zehn bis 15 Schichten werden.

Beim Malen mit Knochenleim muss der Raum warm und trocken sein. Je wärmer es ist, desto besser kann der Leim reagieren. Im Sommer können wir das Bild deshalb ruhig in die pralle Sonne legen, damit die jeweilige Schicht schnell trocknet und ihre Textur bildet.

Was tun, wenn der Knochenleim keine Strukturen bildet?

Es kann passieren, dass der Knochenleim nicht bricht und weder Risse noch Absplitterungen entstehen.

In diesem Fall hilft es, den getrockneten Knochenleim immer wieder mit Wasser zu besprühen und danach in einem warmen, trockenen Raum oder in der Sonne gut durchtrocknen zu lassen.

Diesen Vorgang können wir nach Bedarf über mehrere Tage oder sogar Wochen hinweg wiederholen. Es ist zwar etwas Geduld gefragt. Aber irgendwann wird der Leim seine Textur verändern.

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Wie lange ist Knochenleim haltbar?

Knochenleim ist nur wenige Tage haltbar und beginnt dann zu schimmeln. Ratsam ist deshalb, nur kleine Mengen anzurühren und diese im Kühlschrank aufzubewahren, bis sie innerhalb kurzer Zeit aufgebraucht sind.

Eine andere Möglichkeit ist, den flüssigen Knochenleim in einer dünnen Schicht auf Backpapier zu streichen und trocknen zu lassen. So können wir ihn später wiederverwenden.

Weil es sich bei Knochenleim um ein Naturprodukt handelt, ist eine umweltfreundliche Entsorgung kein Problem. Dazu können wir die Malwerkzeuge und die Reste im Glas einfach mit Wasser auswaschen.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal (Christian Gülcan & Ferya Gülcan). Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder im Großformat, malen aber auch mit Ölfarben, lieben Druck- & Schablonentechniken und zeichnen viel. Unser eigenes Studio bzw. Atelier befindet sich in Bremen.

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