Die Merkmale der futuristischen Kunstbewegung, Teil 1
Beim Futurismus handelt es sich um eine avantgardistische Kunst- und Gesellschaftsbewegung, deren Ursprung in Italien liegt. Das Schlüsseldokument für das Aufkommen und die Entwicklung der Bewegung war das im Jahr 1909 von Filippo Tommaso Marinetti veröffentlichte Manifest des Futurismus. Im weiteren Verlauf sollten noch viele weitere Manifeste folgen.
Sie alle hatten gemeinsam, dass sie die Vergangenheit kompromisslos ablehnten, während sie die Jugend, die Industrialisierung, die Technologie und die Modernisierung verherrlichten.
Außerdem betonten sie oft den auch gewaltsamen Kampf für kulturelle und soziale Veränderungen.
Dabei deckte der Futurismus die gesamte Bandbreite der Kunst ab, angefangen bei der Malerei und der Bildhauerei über die Literatur, die Musik, den Film und die Mode bis hin zur Architektur und dem Industriedesign.
Als Philosophie und Verständnis ästhetischer Prinzipien zog der Futurismus schnell internationale Kreise. In Europa fand er vor allem in Deutschland, Tschechien, Frankreich, Ungarn und im ehemaligen Jugoslawien großen Anklang.
Über die portugiesische Avantgarde-Szene erreichten die futuristischen Ideen Südamerika, während in Russland der Kubo-Futurismus entstand.
Die kubisch-futuristische Bewegung führte zahlreiche Künstler zusammen, die der modernen Kunst durch spätere Arbeiten im Suprematismus und Konstruktivismus eine neue Definition geben sollten. Auch in der japanischen Kunstszene der Zwischenkriegszeit zeigten sich die Einflüsse des Futurismus.
Doch was macht diese Bewegung so besonders? Was zeichnet sie aus?
In einem zweiteiligen Beitrag schauen wir uns die wichtigsten Merkmale der futuristischen Kunstbewegung einmal genauer an:
Inhalt
Manifeste
Für die Futuristen war das Manifest ein wichtiger Kanal, um mit einem breiten Publikum zu kommunizieren. Teils als eigenständige Publikationen und teils als Veröffentlichungen in der Tagespresse verbreiteten die Texte die Ideen der Futuristen erfolgreich in der Gesellschaft.
Neben der Organisation von Abendveranstaltungen und Ausstellungen gehörte es zu den wesentlichen Aktivitäten der Futuristen, Manifeste zu veröffentlichen. Aus diesem Grund gibt es auch entsprechend viele davon.
Sie beziehen sich auf alle Bereiche der Kunstbewegung, von Architektur über Literatur und Musik bis hin zur Malerei und Bildhauerei.
Modernisierung
In der futuristischen Philosophie spielt die Modernisierung eine zentrale Rolle. Die Idee der Modernisierung machte sich in allen Aspekten des futuristischen Schaffens bemerkbar und ist gleichzeitig eines der am deutlichsten erkennbaren Elemente im futuristischen Verständnis von Ästhetik.
Modernisierungsprozesse in der Industrie und im Städtebau waren ebenso wie die Entwicklung des Straßenverkehrs eine ständige Inspirationsquelle. Als eine Bewegung mit Ambitionen, die über das rein künstlerische Schaffen hinausgingen, wollten die Futuristen eine breite Umgestaltung der Gesellschaft anstoßen.
Diese Verwandlung sollte zum einen dadurch erreicht werden, dass die Wirtschaft und die kulturellen Praktiken modernisiert werden. Zum anderen setzten die Futuristen auf revolutionäre Politikprogramme, die auch gewaltsame Kriegsmittel beinhalteten.
Geschwindigkeit
Aus Sicht der Futuristen war die Geschwindigkeit ein Symbol für die technologische Revolution und den Wandel zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Geschwindigkeit spiegelte sich unter anderem im geschäftigen Treiben in den Städten, der rasend schnellen Produktion in der Industrie und der immer größeren Anzahl an Fahrrädern und Autos wider.
Das Erbe der Kulturgeschichte war aus Sicht der Futuristen etwas Veraltetes, das für den modernen Moment völlig ungeeignet ist. Das Phänomen der Geschwindigkeit hingegen betonten die Futuristen als einen authentischen Impuls der Zeit, in der sie lebten.
Ablehnung der Vergangenheit
Die Einstellung der Futuristen gegenüber der Vergangenheit und dem kulturellen Erbe im Allgemeinen war äußerst negativ. Ihrer Meinung nach belastete und behinderte die Fokussierung auf die Vergangenheit die Möglichkeiten, das soziale Potenzial in der Gegenwart voll auszuschöpfen.
Eine besondere Abneigung hegten die Futuristen gegen die Institution des Museums. Ihrer Meinung nach sollten am besten gar keine Museen existieren. Generell betrachteten die Futuristen die Kunstgeschichte nicht aus dem Blickwinkel der Kontinuität.
Die einzigen Ausnahmen waren der Kubismus und der Postimpressionismus. Kubistische und postimpressionistische Werke schätzten die Futuristen nicht nur sehr, sondern ließen sich davon auch in ihrem eigenen künstlerischen Ausdruck stark beeinflussen.
Krieg
Die Futuristen positionierten sich klar als Unterstützer des Krieges. In seinem Manifest aus dem Jahre 1909 beschrieb Marinetti den Krieg als die einzige Hygiene der Welt. Aus Sicht der Futuristen war eine gewaltsame Revolution notwendig.
Die Welle der Gewalt sollte die Last des Erbes aus der christlichen und der römischen Zivilisation beseitigen, um auf diese Weise den Weg freizumachen, um eine neue Gesellschaft zu schaffen.
Diese Gesellschaft sollte auf der Idee der Modernisierung und des technischen Fortschritts beruhen. Doch um das zu erreichen, dürfte die Gesellschaft nicht von der Vergangenheit vergiftet sein.
Der Ansatz der nationalen Einigkeit stand den Futuristen ebenfalls sehr nahe. Der Nationalismus in Italien war ein Bestandteil des politischen Klimas in Europa.
Er adressierte in erster Linie das multinationale Österreich-Ungarn, von dem die Italiener und die italienischen Gebiete befreit werden sollten. Für diesen Zweck wurde der Krieg als legitimes Mittel für den Kampf idealisiert. Tatsächlich kamen viele Futuristen in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieges ums Leben.
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Thema: Die Merkmale der futuristischen Kunstbewegung, Teil 1
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