Die Merkmale der futuristischen Kunstbewegung, Teil 2

Die Merkmale der futuristischen Kunstbewegung, Teil 2

Der Futurismus war eine avantgardistische Kunst- und Gesellschaftsbewegung, die im Jahr 1909 mit einem Manifest von Filippo Tommaso Marinetti in Italien ihren Anfang nahm. Doch es sollte nicht lange dauern, bis die Bewegung alle Bereiche der Kunst erfasste und sich international verbreitete. Dabei gab es einige Merkmale, die die futuristische Kunstbewegung prägten und zugleich besonders machten und auszeichneten.

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Die Merkmale der futuristischen Kunstbewegung, Teil 2

Diese Merkmale schauen wir uns in einem zweiteiligen Beitrag näher an. In Teil 1 haben wir mit Manifesten, der Modernisierung, der Geschwindigkeit, der Ablehnung der Vergangenheit und dem Zuspruch zu Krieg begonnen.

Hier ist Teil 2!:

Faschismus

Eine klare Festlegung auf eine Ideologie gab es unter den Futuristen nicht. So waren durchaus sozialistische und anarchistische Strömungen zu verzeichnen. Die Mehrheit schloss sich aber einer nationalistischen und pro-faschistischen Haltung an.

Viele führende Künstler des Futurismus kamen in den ersten Kriegsjahren ums Leben, eben weil sie den Krieg verherrlichten und bereit waren, in den Kampf zu ziehen.

Noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs, konkret im Jahre 1918, gründete Filippo Tommaso Marinetti die „Futuristische Partei“. Sie sollte schon bald ein Element des italienischen Kampffaschismus Mussolinis werden.

Zusammen mit Alceste De Ambris verfasste Marinetti „Das Manifest der italienischen Kampffaszien“, besser bekannt als das „Faschistische Manifest“. Die Idee, dass futuristische Kunst die Basis für die Entwicklung der Nachkriegskultur in Italien bilden sollte, wurde so aber nie verwirklicht.

Spätestens als der Begriff der entarteten Kunst aus Deutschland die italienische Öffentlichkeit erreichte, wurde der avantgardistische Futurismus als Kunstform zunehmend an den Rand gedrängt.

Neue Sprache und Typografie

Die Futuristen hatten auch eine Idee dazu, wie die Sprache der Moderne sein sollte. So sollte sich die neue futuristische Sprache vor allem durch eine klare, präzise und wirtschaftliche Struktur auszeichnen.

Eine solche Sprache braucht keine Adjektive und Adverbien, sondern bezieht ihre Dynamik aus Verben, die stets im Infinitiv stehen. Außerdem setzt sie verstärkt auf die Lautmalerei.

Zusätzlich dazu führten die Futuristen mathematische und musikalische Symbole in den Sprachgebrauch ein.

Das konzeptionelle Manifest „Worte in Freiheit“ ließ auch einen neuen Raum für das Verhältnis zwischen Text- und Bildmaterial entstehen. Diese beiden Inhalte sollten keine Gegensätze mehr sein, sondern als visuelle Poesie miteinander verschmelzen.

Neue Techniken der Typografie erlaubten, Gedichte innovativ und unkonventionell zu gestalten. Auf diese Weise veränderte sich nicht nur die rein visuelle Form. Vielmehr sah sich nun auch der Leser in einer neuen Position.

Denn statt den gedruckten Text einfach zu lesen, musste er ihn jetzt betrachten und regelrecht durch ihn hindurchgehen. Das Ziel war letztlich eine Poesie als Gesamterlebnis.

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Postimpressionistische Einflüsse

Großen Einfluss auf den Futurismus und auch den Kubismus hat der Postimpressionismus. Paul Cézanne, einer der wichtigsten Postimpressionisten, vertrat die Auffassung, dass sich alle Phänomene der Natur durch drei geometrische Körper darstellen lassen.

Bei diesen Körpern handelte es sich um die Kugel, den Würfel und den Kegel. Der Kubismus entwickelte dieses Prinzip weiter und erschuf eine neue, revolutionäre Bildsprache. Der Futurismus übernahm diese später.

Ein anderer wichtiger Vertreter des Postimpressionismus war Georges Seurat. Sein innovativer Ansatz basierte auf einer wissenschaftlich geprägten Haltung zu Farben, die sich auf die damaligen Forschungen zur Optik stützte.

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Dieser Ansatz wird auch als Divisionismus bezeichnet und meinte, dass die Farben in ihrer reinen Form auf die Leinwand aufgetragen werden sollten. Die Farbtöne vorher auf der Palette zu mischen, lehnte Seurat ab.

Denn seiner Meinung nach würde die richtige Anordnung von kontrastierenden Farben eine bessere und intensivere Bildhelligkeit erzielen. Die Technik des divisionistischen Malens war unter den Futuristen stark vertreten.

Die Merkmale der futuristischen Kunstbewegung, Teil 2 (1)

Einflüsse des Kubismus

Der künstlerische Ausdruck des Futurismus war maßgeblich vom Kubismus beeinflusst. Obwohl sich beide Kunstbewegungen fast gleichzeitig entwickelten, prägte der Kubismus als ältere Avantgardebewegung das visuelle Erscheinen des Futurismus deutlich.

Der Einfluss zeigte sich unter anderem darin, dass der Futurismus die postimpressionistischen Ideen der umgekehrten Perspektive und des Divisionismus, die schon der Kubismus aufgegriffen hatte, fortführte.

Außerdem verwendete der Kubismus eine Formensprache, die stark auf Geometrie ausgerichtet war und zur Abstraktion tendierte. Darauf stützten sich die Futuristen ebenso wie auf die gerne genutzte Collagetechnik, die die Kubisten erfunden hatten.

Aeropainting

Das Aeropainting ist ein typisch futuristischer Ansatz für die Malerei. Er führte eine bewegliche Perspektive, eine verschobene Ansicht oder auch eine Vogelperspektive in die Malerei ein und veränderte dadurch die traditionelle Landschaftsmalerei nachhaltig.

Möglich wurde dieser Zugang zu Landschaften durch Reisen mit dem Flugzeug. 1929 erschien in einer Turiner Zeitschrift der Artikel „Perspektiven des Fluges und des Aeropaintings“. Verschiedene namhafte Futuristen unterzeichneten diesen Artikel und das dazugehörige Manifest.

Die Futuristen ersetzten das statische Merkmal der bisherigen, klassischen Landschaftsmalerei durch eine neue Dynamik. Diese Dynamik war von der Idee einer doppelten Bewegung geprägt.

Die eine Bewegung ergab sich aus der Fläche selbst, die in jedem Moment eine andere Szenerie bietet. Für die andere Bewegung sorgte der Künstler, indem er die Szene durch die Bewegungen seines Pinsels veränderte, während er sie malte.

Inspiriert waren diese Gemälde oft durch die Landschaften Umbriens.

In einem gesellschaftlichen Klima, das von patriotischen und nationalistischen Gefühlen lebte, kamen Bilder, die die Geografie der Heimat verherrlichten, sehr gut an.

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Das war mit ein Grund dafür, warum die Flugzeugmalerei auch oft zu Propagandazwecken eingesetzt wurde. Dabei tauchte dann Mussolinis Bild in den verschiedenen Landschaften Italiens auf.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal (Christian Gülcan & Ferya Gülcan). Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder im Großformat, malen aber auch mit Ölfarben, lieben Druck- & Schablonentechniken und zeichnen viel. Unser eigenes Studio bzw. Atelier befindet sich in Bremen.

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