Malen mit Marmormehl
Ist dir schon einmal ein Bild begegnet, das eine ganz besondere Struktur hatte, durch die es überaus lebendig wirkte? Eine Möglichkeit, wie du so einen Effekt erzielen kannst, ist das Malen mit Marmormehl. Marmormehl lässt interessante Oberflächen entstehen, die einem Bild eine einzigartige Tiefe verleihen. In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du Marmormehl als Gestaltungselement einsetzen kannst und wie du dabei am besten vorgehst!
Inhalt
Was ist Marmormehl?
Marmormehl ist nichts anderes als sehr fein gemahlener Marmor. Bei der Verarbeitung des Natursteins fällt es als Nebenprodukt an. In der Kunst, vor allem in der Malerei und der Bildhauerei, wird es schon seit Jahrhunderten verwendet. Aber auch im Handwerk und sogar in der Kosmetik wird Marmormehl genutzt.
Zu den besonderen Eigenschaften von Marmormehl gehört, dass es überaus beständig ist und sich auch dann über einen sehr langen Zeitraum hinweg nicht verändert, wenn es Lichteinstrahlung oder Temperaturschwankungen ausgesetzt ist.
Dadurch wird es zu einem idealen Material, wenn du bei deinen Bildern mit Texturen arbeiten möchtest.
Wie wird Marmormehl beim Malen verarbeitet?
Marmormehl hat eine sehr feine, puderartige Konsistenz. Das ermöglicht dir, spannende Strukturen anzulegen, die das Licht auf ganz unterschiedliche Weise reflektieren.
Je nachdem, wie dick du die Schichten aufträgst, kannst du samtige oder raue Oberflächen erzeugen, eindrucksvolle Risse entstehen lassen oder auch sehr markante, fast skulpturale Effekte gestalten.
Das Anmischen der Masse
Damit du das Marmormehl überhaupt verarbeiten kannst und es auf deiner Leinwand haftet, brauchst du ein Bindemittel. Ohne Bindemittel würde das Marmormehl einfach wieder herunterrieseln. Außerdem hättest du keine Masse, die du auf die Leinwand auftragen und nach dem Trocknen weiterbearbeiten kannst.
Für das Bindemittel gibt es verschiedene Möglichkeiten, so zum Beispiel Leinöl oder Bitumen. Für die Acrylmalerei empfehlen wir dir aber Acrylbinder. Acrylbinder sorgt zuverlässig für Stabilität und Struktur.
Malst du öfter mit Acrylfarben, dürftest du Acrylbinder ohnehin als Malmittel vorrätig haben. Und falls nicht, kannst du ihn später in anderen Bildern verarbeiten, während sich andere Bindemittel womöglich nicht mit den Acrylfarben vertragen.
Um die Masse herzustellen, vermischst du das Marmormehl und den Acrylbinder im Verhältnis 2:1 miteinander.
Auf zwei Teile Marmormehl gibst du also einen Teil Acrylbinder. Die beiden Komponenten kannst du mit einem Löffel, einem Schneebesen oder auch einem Handmixer zu einer homogenen Masse verrühren. Die Masse sollte cremig sein und ungefähr die Konsistenz von Joghurt oder Quark haben.
Je dicker deine Masse ist, desto ausgeprägter werden die Strukturen. Eine dünnflüssigere Mischung hingegen lässt umso feinere Risse entstehen.
Das Auftragen der Masse
Deine Marmormehlpaste kannst du mit einem Malmesser, einem Spachtel oder auf größeren Flächen auch mit einem Teigschaber auf die Leinwand auftragen.
Je nachdem, welchen Effekt du erzielen willst, ziehst du die Schicht glatt, arbeitest ein Muster hinein oder legst ausgeprägte Strukturen an.
Du kannst aber auch mit Schichten in unterschiedlichen Stärken experimentieren. Möglich dabei sind zwischen 0,2 und 1,5 Zentimeter dicke Schichten. Hast du die Masse aufgetragen und in die gewünschte Form gebracht, muss sie trocknen.
Der Trocknungsprozess und die Rissbildung
Während die Marmormehlmasse trocknet, entstehen oft ganz von selbst feine Risse, die für die charakteristische Optik sorgen und deinem Bild die besondere, ausdrucksstarke Tiefe verleihen. Je nach Dicke deiner Schichten und Raumtemperatur dauert das Trocknen einen bis drei Tage lang.
Möchtest du das Trocknen beschleunigen und die Rissbildung verstärken, kannst du die Leinwand an einen warmen Ort stellen, zum Beispiel draußen in der Sonne im Sommer oder neben der Heizung im Winter.
Eine andere Möglichkeit ist, dass du vorsichtig mit dem Haartrockner nachhilfst.
Für besonders tiefe und ausgeprägte Risse kannst du die Oberfläche mit Wasser besprühen, sobald die Oberfläche leicht angetrocknet ist. Auf diese Weise entstehen Krater, die fast an eine Mondlandschaft erinnern.
Statt Wasser einzusetzen, kannst du auch behutsam von der Rückseite aus gegen die Leinwand klopfen. Dadurch reißt die schon etwas angetrocknete Oberfläche auf.
Die weitere Bearbeitung
Wenn die Strukturschicht vollständig durchgetrocknet ist, kannst du mit der weiteren Ausgestaltung beginnen. Um schöne Kontraste zu erzielen oder Farbverläufe anzulegen, eignen sich Tuschen und verdünnte Acrylfarben sehr gut. Für deckende Farbschichten greifst du zu Acrylfarben direkt aus der Tube.
Arbeitest du mit verdünnten Farben oder Tuschen, bleiben die feinen Strukturen und Risse vollständig erhalten. Mit unverdünnter Farbe hingegen kannst du die Texturen überdecken und Risse teilweise auch wieder schließen.
Probiere ruhig auch verschiedene Malwerkzeuge aus. Trage die Farbe nicht nur mit dem Pinsel, sondern zum Beispiel auch mit verschiedenen Schwämmchen oder sogar deinen Händen auf. Jedes Werkzeug sorgt für einen anderen Effekt und lässt dein Bild dadurch noch einzigartiger werden.
Wie du siehst, ist Marmormehl ein spannendes Material, das deinen Acrylbildern eine weitere Dimension hinzufügt. Es bringt Strukturen auf die Leinwand, die deinem Werk Tiefe und Lebendigkeit verleihen.
Mit etwas Mut zum Experimentieren, unterschiedlichen Mischungen und der notwendigen Geduld während des Trocknungsprozesses bringst du ausdrucksstarke Texturen auf die Leinwand. Viel Spaß beim Ausprobieren!
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Thema: Malen mit Marmormehl
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